Master oder Systemische Beratung? Daniela Dankert entschied sich für die „Systemische Beratung in der Sozialen Arbeit“ und sagt im Interview es war „eine absolute Bereicherung“.

Daniela Dankert hat Soziale Arbeit (B.A.) studiert und ist beim Deutschen Kinderschutzbund in Frankfurt a. M. angestellt. Dort arbeitet sie im Projekt Babylotsen (Bürgerhospital). Sie hat die berufsbegleitende Akademische Weiterbildung „Systemische Beratung in der Sozialen Arbeit, eine von der DGSSA zertifizierte Weiterbildung im Jahr 2017/2018 absolviert und erfolgreich abgeschlossen. Im Interview stand Sie uns Rede und Antwort.

PAS: Was war Ihre Motivation die Weiterbildung „Systemische Beratung in der Sozialen Arbeit“ zu absolvieren?  
Daniela Dankert: Von dem systemischen Ansatz habe ich zum ersten Mal während meines Anerkennungsjahrs (Studium Soziale Arbeit) gehört, da ich einige Kollegen hatte, die die Weiterbildung am Absolvieren waren. Ihre Begeisterung und ihr berichteten darüber hat mich neugierig gemacht, so dass ich mich darüber informiert hatte (was sind die Inhalte, wo kann ich die Weiterbildung besuchen, was kann ich mit der Weiterbildung machen, wie sind die Abläufe, usw.).

Nach meinem Anerkennungsjahr und meinem Einstieg in das Berufsleben, war mir sehr schnell klar, entweder noch den Master zu machen oder die systemische Weiterbildung zu besuchen. Ich entschied mich dann für die Weiterbildung, weil es mich inhaltlich mehr interessierte und praxisbezogener war. In meinem Mitarbeitergespräch erzählte ich dann meiner Projektleitung von meinem Interesse und Vorhaben, die mich in meiner Entscheidung bestärkte und einen Tag später hatte ich die Anmeldungsformulare auf meinem Schreibtisch. 

PAS: Was war der größte Gewinn, den Sie aus der Weiterbildung mitnehmen?

DD: Die unterschiedlichen Methoden, die ich kennen lernen durfte sowie meine „neue“ berufliche Haltung als systemische Beraterin. In meiner Arbeit als Babylotsin verwende ich sehr gerne Zirkuläre-Fragen (Anm. d. Red.: Diese Art der Systemischen Frage gibt den Klient*innen die Möglichkeit die Perspektive zu wechseln) und Wunderfragen (Anm. d. Red.: erlaubt Klient*innen über mögliche Problemlösungen fantasieren). Diese ermöglichen mir einen schnellen und guten Zugang zu meinen Klientinnen, was in meiner Arbeit sehr wichtig ist. Gleichzeitig ermöglichen mir, z. B. die Wunderfragen wie sie sich das Zusammenleben mit dem Neugeborenen vorstellen und was wir tun können, damit sie dem möglichst nahekommen.

PAS: Wie hat Sie diese systemische Weiterbildung in der Entwicklung Ihrer beruflichen Identität/Rolle geprägt?
 

DD: Durch die Reflexion meiner bereits vorhandenen beruflichen Rolle sowie durch die Auseinandersetzung mit meiner eigenen Biographie, konnte ich meine berufliche Rolle neu überdenken und neu entdecken.  
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie ist ein großer Bestandteil der Weiterbildung, ein Bestandteil, den man vielleicht in seinem Arbeitsalltag oftmals vergisst. Wir alle kennen unsere Päckchen, die wir zu tragen haben, aber eine gezielte Auseinandersetzung damit lässt einen Menschen noch mal ganz anders auf die Dinge / Geschehnisse blicken.

Wenn ich mir als Beraterin bewusstmache, warum ich vielleicht bei der einen oder anderen Situation so agiert habe wie ich agiert habe, lässt mich das in meiner Rolle als Beraterin wachsen, ich wirke authentisch und es ermöglicht mir wiederum professionelles und reflektiertes Handeln. Wenn mir bewusst ist, welche Themen mich als Beraterin besonders treffen, kann ich selbst entscheiden wie ich damit umgehe, ob ich bereit bin die Klientin zu beraten oder ob es besser wäre die Klientin an eine Kollegin abzugeben. 

Zum anderen ist mir wieder bewusster geworden, dass ich darauf hören soll, was meine Klientinnen möchten und nicht das, was ich glaube, was gut für sie ist. Das klingt so, als hätte ich das vorher nicht getan, aber vor der Weiterbildung habe ich dazu geneigt meine „Kassette“ in Beratungsgesprächen abzuspulen, um den Familien zu erklären was alles wichtig ist nach der Geburt, ohne richtig zu hinterfragen, was vielleicht für die werdenden Eltern wichtig sein könnte. 

PAS: In welcher Weise profitieren Ihre Klienten*innen (Kollegen*innen, Team, Organisation, Netzwerk) von Ihren erworbenen beraterischen Kompetenzen?

DD: Durch meine Haltung und Methoden ermögliche ich meinen Klient*innen sowie auch Kolleg*innen ihre Sichtweisen zu erweitern, ich ermutige und rege Veränderungs- und Wunschprozesse an, die sie selbst erarbeitet haben.  

PAS: Wie viel Zeit beanspruchte die Weiterbildung und welche Einschränkungen mussten Sie in Kauf nehmen? 

DD: Es sollte einem schon bewusst sein, dass die Weiterbildung Einschränkungen mit sich bringt, z. B. Samstags-Seminare oder Intervisionsgruppentreffen.  Auch die Erarbeitung der schriftlichen Ausarbeitung von Beratungsgesprächen, kostet einiges an Zeit, aber ich finde es hält sich in Grenzen und es ist für das eine Jahr gut tragbar und auch vereinbar mit dem beruflichen und privaten Leben.  

PAS: Wie würden Sie Interessenten*innen den Begriff „systemisch“ beschreiben? Was hat Sie am meisten beeindruckt?  

DD: Ich beziehe mich da gerne auf Klaus Mücke. Systemisch bedeutet, dass der Mensch selbst ein komplexes und organisiertes System darstellt und zugleich auf soziale und ökologische Systeme angewiesen ist.  Seine Identität, sein Verhalten und seine Gefühlswelt hängt von seinem sozialen System ab, zu dem er sich zugehörig fühlt.  

PAS: In welcher Weise wurden Sie durch die Verknüpfung von Theorie, Methoden und Selbstreflexion angeregt? 

DD: Die Frage finde ich schwer zu beantworten. Ich kann allerdings sagen, dass durch die Verknüpfung von Theorie, Methoden und Selbstreflexion mir Kompetenzen vermittelt wurden, die mir professionelles Handeln ermöglichen.  Wir haben Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und uns beispielsweise in der Rolle als Beraterin üben dürfen sowie in der Rolle als Klientin. Das machte die Verknüpfung leicht und verständlich und motivierte mich das Gelernte in meiner Praxis umzusetzen. 

PAS: Währen der Weiterbildung setzen Sie sich sehr intensiv mit der Selbstreflexion anhand der eigenen Biographie auseinander. Wie hoch schätzen Sie Ihren persönlichen und beruflichen Benefit durch die systemische Biographiearbeit ein (auf einer Skala von 1-10, wobei 10 den höchsten Benefit darstellt)? 
DD: 7 

PAS: Welchen Nutzen haben Sie aus der Arbeit in den Intervisionsgruppen gezogen?
 

DD: Am Anfang war das Nutzen eher schleppend, aber im Laufe der Zeit hat sich das immer weiter gesteigert, z. B. durch „beraterisches Üben“ oder ausprobieren von Methoden in der Gruppe. 

PAS: Wenn Sie rückblickend mit dem Wissen über den Weiterbildungsverlauf, welches Sie heute haben nochmal vor der Entscheidung stehen würden, würden Sie die Weiterbildung “Systemische Beratung in der Sozialen Arbeit” dann noch einmal machen?  

DD: Ich würde die Weiterbildung auf jeden Fall weiterempfehlen, weil es eine abwechslungsreiche und interessante Weiterbildung ist, bei der man nur gewinnen kann. 
Die Verknüpfung von Theorie und Praxis sind so gut gemischt und gekoppelt, dass das Arbeiten und Lernen viel Spaß gemacht hat. Vielleicht hat die eine oder andere Person ein paar Bedenken, weil die Veranstaltungen auf Wochenenden fallen und natürlich Freizeit nehmen, aber es lohnt sich wirklich. Es war keine zusätzliche Belastung, sondern eine absolute Bereicherung. Ich habe mich in der systemischen Arbeit auf jeden Fall wiedergefunden und kann sagen, dass das nicht meine letzte Weiterbildung im systemischen Bereich war. 

Wenn Sie sich für die Systemische Beratung in der Sozialen Arbeit interessieren - eine berufsbegleitenden Akademischen Weiterbildung zertifiziert durch die DGSSA, dann möchten wir Sie ganz herzlich zu folgenden Informationsveranstaltungen einladen:

Mittwoch, 17 10.2018, 18:00 – 19:300 Uhr 
Samstag, 26.01.2019, 10:30 – 12:00 Uhr
Forum am Park, Poststraße 11, 69115 Heidelberg 

Der nächste Durchgang startet im April 2019.

Als Ansprechpartnerin steht Ihnen Jule Feldhaus gerne zur Verfügung unter:
feldhaus@akademiesued.org oder 0711 25298-924
 

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