Andrea Klupsch

NEU: Baukostencontrolling - Andrea Klupsch im Interview

Viele soziale Organisationen ziehen in neue Gebäude, die gebaut werden oder sind in alten Gebäuden, die renoviert werden müssen. Baukostencontrolling gehört nicht zum Standardfachwissen von Geschäftsführer/-innen von sozialen Einrichtungen. Aus diesem Grund hat die PAS ein neues Seminar zum Thema Baukostencontrolling im Programm. Im Interview mit der Architektin und Projektmanagerin Andrea Klupsch (AK) erfahren Sie mehr zu diesem Seminar, essentiell für Alle, bei denen ein Neu- oder Umbau auf der Agenda steht.

PAS: Was sollte man machen, bevor der Bau beginnt?

AK: Alle entscheidenden Planungs- und Abstimmungsprozesse sollten vor Baubeginn erfolgen. Eine gut abgestimmte und durchdachte Planung erhöht die Wahrscheinlichkeit eines reibungslosen Bauablaufes. Alle am Bau Beteiligten wie Architekten, Fachplaner, Behörden, Zuwendungsgeber, Banken sind frühzeitig in den Planungsprozess einzubinden.

Der Gesamtkostenrahmen ist im Vorfeld zu stecken und durch eine solide Finanzierung zu sichern. Die Bauphase selber sollte im Idealfall nur noch die Umsetzung der Planungs-und Abstimmungsergebnisse sein.

PAS: Können Sie kurz erläutern, was Sinn und Zweck des Baukostencontrollings ist?

AK: Ziel ist die Einhaltung des Kostenrahmens. Durch das Baukostencontrolling werden Abweichungen vom Kostenrahmen und deren Ursache sichtbar gemacht. Ein regelmäßiger Soll/Ist Vergleich wird durchgeführt um bei drohenden Überschreitungen eingreifen und gegensteuern zu können. Wichtig ist, das Kostenbewusstsein von Anfang an bei allen Beteiligten zu schärfen.

PAS: Gibt es beim Baukostencontrolling einen Unterschied bei Neubauten im Gegensatz zu Sanierungen von Bestandsbauten?

AK: Der Ablauf des Baukostencontrollings ist bei Neubau- und Sanierungsmaßnahmen gleich. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Bauen im Bestand Kosten entstehen, die im Vorfeld nicht vorhersehbar waren ist allerdings wesentlich größer als bei einem Neubau. Beim Bauen im Bestand ist es sinnvoll, von vorn herein einen Finanzpuffer für Unvorhergesehenes einzuplanen.

PAS: Was sind typische Probleme, die in der Bauphase immer wieder auftreten?

AK: Die Baukosten laufen aus dem Ruder. Die voraussichtliche Fertigstellung verzögert sich. Diesen Problemen gilt es im Vorfeld durch eine ausgereifte Planung, einer realistischen Kostenbetrachtung und einer professionellen Termin- und Koordinationsplanung entgegenzuwirken.

PAS: Sie sind eine erfahrene Architektin und Projektmanagerin, was war in den letzten Jahren ein interessantes Bauprojekt, das Sie begleitet haben und warum?

AK: Seit einigen Jahren betreue ich das Bauprojekt “Umbau des Oarmshof“ der Gemeinschaft in Kehna. Es handelt sich um eine anthroposophisch geführte Lebens- und Arbeitsgemeinschaft für Menschen mit und ohne Behinderung in der Nähe von Marburg.

In einem alten Hofgebäude entstand, unter Berücksichtigung von denkmalpflegerischen, ökologischen und ästhetischen Aspekten, eine moderne Bio-Kaffeerösterei mit 12 Arbeitsplätzen für Menschen mit Handicap, die notwendigen Lagerräume der Rösterei, eine Versorgerküche sowie ein neues Café, in dem ebenfalls Menschen mit Behinderungen arbeiten. Das Raumprogramm der Gemeinschaft in Kehna wurde um zwei Wohngemeinschaften erweitert, in denen jeweils drei Menschen mit geistiger Behinderung ein selbstständiges Leben trainieren können.

Die Begleitung des Bauvorhabens erfolgte von Gesprächen mit den Kostenträgern und Banken über Antragstellungen bei Stiftungen u.a. bei Aktion Mensch bis zur Baubuchhaltung und dem Baukostencontrolling. Die Umsetzung des Projektes dauerte 5 Jahre von den ersten Gesprächen bis zur Fertigstellung. Die Gesamtbruttobaukosten liegen bei 2 Mio €.

Alle Beteiligten sind stolz auf die erfolgreiche Realisierung. Die Gemeinschaft in Kehna freut sich über die wunderschöne Kaffeerösterei, die nun der Mittelpunkt und das Aushängeschild der Einrichtung ist.

PAS: Für welche Zielgruppe ist das Seminar?

AK: Dieses Seminar richtet sich an Entscheider, wie Geschäftsführer, Vorstände, Verwaltungsmitarbeiter in der Sozialwirtschaft, die Bauvorhaben planen und verantwortlich steuern.

Andrea Klupsch ist diplomierte Architektin und Projektleiterin von Bauvorhaben in der Sozialwirtschaft mit den Schwerpunkte: Baukostencontrolling; Baubuchhaltung; Beratung zu Baukosten, HOAI, VOB/A, Architektenverträge. Sie hat langjährige Berufserfahrung in Architekturbüros, Unternehmen und einer Wohnungsbaugenossenschaft. Städtebauliche Entwürfe, Planung und Umsetzung von Bauten, Projektsteuerung und Beratung der Bauherren gehören zu ihrem Berufsalltag.

Baukostencontrolling
19.11.2015 in Mainz
Anmeldeschluss: 19.10.2015

Kontakt und Beratung
Julia Kienzle-Schwarz, Bildungsmanagerin, 07961-959-881,
kienzle-schwarz@akademiesued.org

Veröffentlichungsdatum