Eine neue Kursreihe: Profilbildung und Fundraising – ein Training

Fundraising befindet sich hierzulande zwar immer noch in den Anfängen, aber das Interesse an dieser Mittelbeschaffung wächst stetig. Da Fundraising eingebettet in ein gut durchdachtes und auf die Anforderungen der jeweiligen Organisation abgestimmtes Gesamtkonzept, ein möglicher Schritt ist, um die für die eigene Arbeit benötigten Ressourcen zu akquirieren, hat die Paritätische Akademie Süd zusammen mit Julian Feil, Gründer von Feil Marketing Fundraising (fmf), eine neue Kursreihe entwickelt.

Die Finanzierung Sozialer Arbeit erfolgt längst nicht mehr zu 100% vom Staat, sondern aus verschiedenen Töpfen. Einer dieser Töpfe ist Fundraising. Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen oder auch öffentlichen Institutionen sollen beteiligt werden. Fundraising ist, erklärt Feil, „eine Einladung zum Mitmachen bei und zur Unterstützung von Initiativen, die der Gemeinschaft Nutzen und Weiterentwicklung eröffnen.“

Julian Feil bietet seit 2006 Klienten im Profit und Non-for-Profit Bereich Beratung, Konzeption und Umsetzung von Marketing-, Kommunikations- und Fundraising-Aktivitäten. Eine besonders erfolgreiche und zufriedenstellende Kampagne war das Fundraising für die Ludwigsburger Stadtkirche. Nach acht jähriger Sammeltätigkeit in der 643.00 Euro für die Orgel und Renovierung zusammengekommen waren, gingen Ideen und Energie aus. Da kam Herr Feil und sein Team ins Spiel. Ihnen gelang es mit neuen Impulsen die Spendensumme auf 1.19 Mio. Euro zu erhöhen und diese in nur rund zweieinhalb zusätzlichen Jahren fast zu verdoppeln. Laut Julian Feil „macht Fundraising potenziellen Spender/-innen attraktive, sinnstiftende Angebote, sich zu engagieren“ und kann vor allem dann sinnvoll zum Einsatz kommen, wenn „große, zukunftsweisende und die Attraktivität einer Einrichtung steigernde Investitionen vorgenommen werden sollen, zum Beispiel Gartenanlagen oder kinderfreundliche Wartezonen in Krankenhäuser.“

Das Besondere an der Kursreihe „Profilbildung und Fundraising – ein Training“ ist, dass im Gegensatz zur oftmals überwiegend Wissen vermittelnden Prägung klassischer Seminarangebote in diesem Kurs trainiert wird. In einem Mix aus eigener Vorbereitung, Übungen, Präsentationen, Feedback, Kollegenberatung, Coaching und Input wird hier direkt die Umsetzung von Fundraising in der eigenen Organisation begleitet und optimiert. Julian Feil erläutert: „Die Kursreihe wurde aus der simplen Erkenntnis entwickelt, dass theoretische Kenntnisse nur fruchten, wenn sie auch umgesetzt werden. „Learning by Doing“ kann die Teilnehmer so mitnehmen, dass sie in ihr eigenes Projekt praktisch einsteigen und dazu nicht nur das aus vielen Erfahrungen auch in den Teilnehmenden-„Branchen“ gespeiste Coaching des Dozenten nutzen, sondern in einem geschützten Rahmen auch den Rat der anwesenden Kolleginnen und Kollegen einholen können.“

Die Teilnahme an der Kursreihe ist für Alle sinnvoll, die zum einen ein eigenes realisierbares Projekt haben, für das Sie mit Hilfe einer systematischen Analyse, einer professionellen Strategie und einer zielgerichteten Kommunikation erfolgreich Spender/-innen gewinnen möchten. Zum anderen ist für den Erfolg entscheidend, dass die Teilnehmenden die Rückendeckung, Kompetenz und Ressource haben, das im Training erarbeitete Wissen und die erzielten Erkenntnisse in der Organisation kontinuierlich umzusetzen. Alle Teilnehmenden erhalten bis zum 15.04.2016 die Aufgabenstellung und einen Vorbereitungsbogen für die Präsentation der Einrichtung, des Themas und Spendenbedarfs im ersten Modul.

Diesen Artikel finden Sie in abgeänderter Form in der Ausgabe Nr. 1, 2016 von PariInform, dem Mitgliedsmagazin des Paritätischen Landesverbandes Baden-Württemberg. Unten können Sie das gesamte Intervie mit Herrn Feil lesen.

PAS: Was bedeutet Fundraising genau?

JF: Fundraising im direkten Sinn ist Mittelbeschaffung für Social-Profit-Einrichtungen - Institutionen, die vorrangig gemeinnützigen Zwecken dienen. Auf einer übergeordneten Ebene verwirklicht Fundraising aber noch etwas ganz Wichtiges darüber hinaus: Fundraising - wörtlich übersetzt ungefähr „Vermögen heben“ - steht für die Herstellung einer öffentlichen, bürgerschaftlichen Beteiligung, einer Einladung zum Mitmachen bei und zur Unterstützung von Initiativen, die der Gemeinschaft Nutzen und Weiterentwicklung eröffnen.

So gesehen macht Fundraising potenziellen Spenderinnen und Spendern attraktive, sinnstiftende Angebote, sich zu engagieren. Und so gesehen hat Fundraising eine wichtige gesellschaftliche - ja, politische Funktion, indem es Nutzen und Zustandekommen von sozialen Werten vermittelt und ermöglicht.

PAS: Welche Rolle spielt es, Ihrer Erfahrung nach, in sozialen Einrichtungen und Organisationen?

JF: Da im Social-Profit-Sektor oder - vertrauter - im Non-Profit-Bereich Gewinnerzielung nicht im Vordergrund steht, arbeitet man in der Regel kostendeckend und betriebswirtschaftlich sinnvoll Rücklagen bildend. Dort wo jedoch große, zukunftsweisende und die Attraktivität einer Einrichtung steigernde Investitionen vorgenommen werden müssen - nehmen Sie etwa die aktuellen gesetzlichen Auflagen im Pflege-Bereich, die immense Umbau-Aufwände in den nächsten Jahren erfordern oder dort, wo einfach etwas für die Menschen verbessert werden soll, aber keine direkte Entgeltfinanzierung dagegensteht - etwa bei Gartenanlagen oder kinderfreundliche Wartezonen in Krankenhäusern - kommt dieses Modell an seine Grenzen.

Hier kann professionelles Fundraising helfen, zumindest eine Kreditaufnahme zu verringern oder sogar eine Maßnahme gänzlich auf Basis von Spenden zu finanzieren.

Freilich sind wir Fundraiser in Deutschland immer noch Pioniere. Die vergleichsweise hohe Steuerbelastung und die Sozialstaatlichkeit hat bei allen im Grunde ja weitgehend positiven Aspekten eben doch auch einer gewissen Lähmung der Initiative Vorschub geleistet. Insofern steht bei immer knappen öffentlichen Mitteln, relativ wenigen Fachleuten ein immenser Bedarf an Professionalisierung gegenüber.

PAS: Können Sie ein Beispiel für eine erfolgreiche Mittelbeschaffung skizzieren, d.h. von einer Organisation erzählen, die eine funktionierende Strategie entwickelt und diese zielorientiert, professionell und erfolgreich umgesetzt hat, so dass die Organisation die benötigten Ressourcen in von Form von Geld-Geld-, Sach- oder Dienstleistungen von Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen oder öffentlichen Institutionen beschaffen konnte.

JF: Eine ganze Reihe von guten Rückmeldungen aus Projekten finden Sie auf unserer Website unter „Kunden über uns“. 

Unter Kunden im Archiv kann man dort auch über eine besonders zufriedenstellende Kampagne für die Renovierung einer Kirche und die Restaurierung ihrer Orgel lesen, für die rund 1,2 Mio Euro eingeworben werden sollten. Von 2004 bis 2011 brachte erfolgreiches Fundraising, das der dortige Förderverein betrieb, immerhin stolze 643.000 Euro für Orgel und Renovierung der Ludwigsburger Stadtkirche. 

Da irgendwann die Ideen und irgendwie auch die Energie ausgingen, engagierte man uns - und glücklicherweise gelang es, ab 2012 bis September 2014 die Spendensumme auf insgesamt 1,19 Mio Euro zu erhöhen und damit in nur rund zweieinhalb zusätzlichen Jahren nahezu zu verdoppeln  – die Fundraising-Kosten bereits abgezogen.

Das war natürlich nur mit einem immensen Engagement aller Beteiligten möglich - die Aktivitäten zu schildern, würde unseren Rahmen hier sicherlich sprengen.

PAS: In der Kursreihe „Profilbildung und Fundraising – ein Training“ gibt es nicht nur theoretischen Input, sondern es wird, wie es der Titel bereits impliziert, vor allem trainiert, um die Umsetzung von Fundraising in der eigenen Organisation zu begleitet und zu optimieren. Wie kann man sich den Mix aus eigener Vorbereitung, Übungen, Präsentationen, Feedback, Kollegenberatung, Coaching und Input konkret vorstellen?

JF: Die Kursreihe wurde aus der simplen Erkenntnis entwickelt, dass theoretische Kenntnisse nur fruchten, wenn sie auch umgesetzt werden. „Learning by Doing“ kann die Teilnehmenden so mitnehmen, dass sie in ihr eigenes Projekt praktisch einsteigen und dazu nicht nur das aus vielen Erfahrungen auch in den Teilnehmenden-„Branchen“ gespeiste Coaching des Dozenten nutzen, sondern in einem geschützten Rahmen auch den Rat der anwesenden Kolleginnen und Kollegen einholen können. „Frontal-Unterricht“ funktioniert eben einfach nur begrenzt. Konrad Lorenz hat das so schön formuliert:

„gedacht” ist nicht gesagt…
„gesagt” ist nicht gehört…
„gehört” ist nicht verstanden…
„verstanden” ist nicht gewollt…
„gewollt” ist nicht gekonnt…
„gekonnt und gewollt” ist nicht getan…
„getan” ist nicht beibehalten…

Dadurch, dass das Training über einen längeren Zeitraum geht, können viele Hürden im Prozess der Implementierung von Fundraising in der Organisation genommen werden. Natürlich müssen die Teilnehmenden während des Trainings bereit sein, sich und ihre Projekte in Form von Hausaufgaben weiterzutreiben und einzubringen.

PAS: Die Teilnehmenden sollten über Grundkenntnisse in Marketing und Fundraising verfügen. Können Sie die Anforderungen konkretisieren? Was sollten die Teilnehmenden alles mitbringen?

JF: Die wichtigste Voraussetzung ist erst einmal weniger fachlich, nämlich für sich die klare Absicht zu haben, mit Hilfe professioneller Strategien, Mittel und zielgerichteter Kommunikation erfolgreich Spenderinnen und Spender zu gewinnen. Das heißt zum einen, mit funktionierenden Geschichten, Texten, Bildern und Medien arbeiten zu wollen. Zum anderen aber auch, zu wissen, dass das Zeit und Geld kostet.

Wenn dann noch eine Vorstellung über ein mögliches Vorgehen und Kenntnisse etwa über den Wert von Alleinstellungsmerkmalen, emotionaler Ansprache oder Zielgruppen-Strategien oder Kampagnen-Erfahrung hinzukommen, ist das sicherlich nützlich - aber nicht in jedem Punkt obligatorische Bedingung für die Teilnahme.

Freilich beginnt aber ja bereits der erste Trainingstag mit Präsentationen der Teilnehmenden über ihre Institution und ihr Vorhaben. Der Kurs eignet sich also nicht für Personen und Institutionen, die unentschieden sind, ob sie sich in Sachen Fundraising überhaupt konsequent engagieren wollen.

PAS: An welche Zielgruppe richtet sich das Seminar bzw. welche Personen sind kompetent für die Mittelbeschaffung?

JF: Fundraising ist Führungsfunktion und im Kern Kommunikation. Im Rahmen der Entwicklung und Umsetzung einer Fundraising-Strategie fallen Entscheidungen, die die gesamte Einrichtung und ihr Auftreten betreffen. Soweit irgend möglich sollten auch zumindest ein großer Teil der Mitarbeitenden und das Umfeld einer Einrichtung für die Strategie gewonnen werden.

Deshalb braucht Fundraising hohe kommunikative Kompetenz. Und auch der Zugang zu funktionierenden Netzwerken ist im Fundraising von Nutzen.

Insofern richtet sich das Training zum einen an Führungskräfte mit Gesamt- oder strategisch ausgerichteter Teilverantwortung, aber auch an Personen, die im Marketing, in der Öffentlichkeitsarbeit oder der Werbung tätig sind.

Unabdingbar für den Erfolg ist, dass die Teilnehmenden, das was sie aus den Training mitnehmen, bei sich im Haus auch durch- und umsetzen können. Das bedarf sicherlich einer fachlichen und persönlichen, aber natürlich auch einer hierarchischen Kompetenz.

Training, Profilbildung und Fundraising - ein Training

Anmeldenschluss: 25.03.2016
Termine: 14.06., 29.09., 07.11.2016, 26.01., 23.03.2017
Ort: Heidelberg
Kosten: € 995.-/1045.-

Link zur Anmeldung hier.

Die Teilnehmenden erhalten die Aufgabenstellung für das Modul 1 bis zum 15.04.2016. In diesem ersten Modul präsentieren die Teilnehmenden die Einrichtung, das Spendenthema und den Spendenbedarf auf der Basis des Vorbereitungsbogens.

Kontakt und Beratung
Julia Kienzle-Schwarz, Bildungsmanagerin, 07961-959-881,
kienzle-schwarz@akademiesued.org


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